Dunkle Wolken über der Karibik?

Heute früh hat mich eine Meldung ins Grübeln gebracht – der Bericht über einen tödlichen Überfall auf einen deutschen Segler in der Karibik. Und die Bucht ist mir wohl bekannt.

Hier schon legte Johnny Depp an
Wallilabou – Hier schon legte Johnny Depp an

Vor 10 Monaten lag ich selbst in der Bucht von Wallilabou auf St. Vincent und auch wir haben nicht unbedingt die beste Erinnerung daran. Auch wenn es bei uns im Gegensatz zu den aktuellen Geschehnissen wirklich nur eine Kleinigkeit war – aber es regt zum Nachdenken an. Und es war doch das erste Mal für mich, dass ich beim segeln in solch eine Situation geraten bin. Dabei war das bei dem Karibik-Törn nicht die einzige Überraschung.

Wir waren mit einer kleinen Flotte von 6 Booten im Frühjahr 2015 unterwegs und lagen auch in der besagten Bucht, weltberühmt als Drehort von „Fluch der Karibik“. Allein schon die Umgebung hat mich etwas verblüfft. Da waren noch Reste von dem bekannten Steg, an dem Johnny Depp angekommen ist und man sieht auch noch ein paar zerfallene Hütten. Überrascht war ich von dem Zustand dieser Requisiten, alles zerfallen, verrostet und nur ein paar vergilbte Poster erinnern daran. An anderen Stellen dieser Welt hätte man schon längst einen Erlebnispark daraus gemacht.

Hafenmeister
Hafenmeister

Wir sind also in diese Bucht gekommen und wurden wie immer sehr freundlich und fast aufdringlich von den Einheimischen mit Ihren Booten empfangen und zu unserem Ankerplatz geführt. Natürlich alles gegen Bezahlung. Noch nicht einmal richtig festgemacht, waren auch schon mehrere Boote um uns herum und wollten und alles verkaufen. Bananen, Fisch, Kokosnuss, etwas zum Rauchen und ja, einer wollte uns sogar sein Kind verkaufen. Alle sehr nett und freundlich, verhandeln mit viel Gelächter und Tam Tam, aber auch immer einen genauen Blick auf unser Schiff und was wir denn so alles an Bord haben.

Nach einer ruhigen Nacht gab es dann morgens die Überraschung – unser Dinghi wurde gestohlen und das, obwohl wir es sogar mit einem Schloss angeschlossen hatten. Grosse Aufregung in der Bucht, keiner wars gewesen. Nun kamen die Storys der Einheimischen. Uns erzählten Sie, dass die Diebe aus den Nachbarbuchten kommen, weil sie selbst so etwas nicht machen. Das ist ja schlecht für das Geschäft. Als die Polizei dabei war, waren es plötzlich andere Yachtbesitzer, die nachts mit ihren großen Yachten kommen und Beiboote stehlen. Aber insgesamt wars das dann für uns – kein Beiboot mehr. Auf unserem 2-wöchigen Törn war das aber nicht die einzige Überraschung, am vorletzten Tag wurde uns in der belebten Bucht von Marigot Beach auf St. Lucia direkt in der Bucht neben 20 anderen Schiffen einiges an Wertsachen vom Schiff gestohlen, während wir für 3 Stunden beim Essen an Land waren. Und irgendwie waren wir froh, dass wir nicht an Bord waren …

In der letzten Zeit gab es ja auch einige Berichte über Überfälle in der Karibik und nun heute der Bericht über einen erschossenen deutschen Urlauber auf seiner Yacht – hier zu lesen. Doch was bedeutet das nun, zumindest für mich als Segler?

Abendstimmung
Abendstimmung

Die zwei Wochen Karibik waren seglerisch ein Traum, täglich 6-8 Windstärken, immer stabil, immer die gleiche Richtung, 29 Grad Luft und Wasser. Traumhafte Buchten, tolle Landschaften, Regenwald, Schnorchelparadiese und immer freundliche Menschen, die gerade Ostern feiern und noch nachts um zwei auf den Strassen tanzen und mit uns gemeinsam ein Bier getrunken haben. Auf der anderen Seite haben wir sehr viel Armut erlebt, Menschen die von dem Leben, was sie selbst anpflanzen und das ist nicht viel. Und dann kommen wir, mit großen Yachten und wenn ich manchen unserer Mitsegler erlebt habe, frage ich mich schon. Muss es sein, dass ich dann abends an die Strandbar (die einzige Hütte am Strand) mit Perlenkette, teuren Ringen etc. an Land gehe. Schüre ich da nicht bewußt Neid? Oder muss es sein, dass ich mir den Hummer von der Nachbarinsel schicken lasse, nur weil ich an Bord nicht selbst koche? Wozu dann ein Segeltörn mit einem Schiff? Und dann gibt es da noch Mustique, eine Insel, auf der die Reichen dieser Welt ein Haus haben. Hier war alles dermassen perfekt, da konnte man von der Strasse essen und die Insel wird abgesperrt, wenn zu viel „Celebrities“ da sind. Auf der nächsten Insel 10 sm entfernt wissen die Menschen nicht, wie sie täglich ihr Essen beschaffen und die Kinder müssen jeden Tag 20sm zur nächsten Schule (über Wasser).

Ich persönlich glaube, dass die Karibik nicht sicherer oder unsicherer als andere Gebiete ist. Heute kann einem überall etwas passieren, fast egal wo man hinfährt. Ich glaube aber auch, dass wir uns als Urlauber immer Gedanken machen sollten, wie wir uns in dem Land, in dem wir Gast sind, verhalten. Und nicht, dass ich hier missverstanden werde – ich meine beileibe nicht den verunglückten Segler.

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