To furl or not to furl – für mich keine Frage (mehr)

Ok, ich habe segeln zu einer Zeit gelernt, als es noch Spinnaker gab, man mindestens 3 Vorsegel für Amwind-Segeln (Genua, Fock und Sturmfock) hatte und ein großes leichtes Vorsegel dann vielleicht ein Reacher war. Da hat sich in den letzten Jahren doch einiges geändert, vor allem, wenn man jetzt ein neues Schiff wie die BENTE24 segelt.

Zu Beginn meiner „Segelkarriere“ waren Schiffe noch komplett anders strukturiert. In den 80er Jahren bin ich ja sehr aktiv auf der Sprinta Sport gesegelt, die mir auch in den letzten 10 Jahren am Chiemsee immer gut und sicher zur Verfügung stand. Doch was ist eigentlich der große Unterschied zu modernen Schiffen in der Besegelung – vor allem für mich als mittlerweile reiner Wochenendsegler mit Familie?

Die Segelfläche

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Grosssegel der BENTE

Nun, die Sprinta Sport hatte bei ungefähr gleicher Größe und Gewicht wie die BENTE ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Groß und Genua (beides ca. 14 qm) und die Genau war natürlich weit überlappend. Bei meiner BENTE hat die Genua auch ca. 14 qm, das Groß aber mehr als 30 qm. Trotzdem war die Sprinta immer sehr luvgierig, die BENTE läuft einfach geradeaus. Ein wesentlicher Unterschied ist aber das gesamte Handling an Bord. Eine Wende auf der Sprinta war immer Stress. Die Genua hat einen langen Weg, auf diesem Weg schafft es die Schot immer, sich irgendwo zu verhaken oder hängen zu bleiben. Und wenn der Vorschoter zu langsam (oder der Steuermann zu schnell) war, musste man die Genua lange dichtholen und immer noch extra über die Reling nach innen heben. Gleichzeitig die Backstagen auf der einen Seite öffnen und der anderen Seite festmachen. Es waren also immer mind. 3 Mann oder Frau damit beschäftigt. Ganz anders die BENTE. Das relativ gesehen kleine Vorsegel ist ruckzuck auf der anderen Seite und kann sofort dicht gezogen werden. Backstagen gibt es keine – also alleine locker machbar. Und genau das war unter anderem ein Grund, warum ich ein neues Schiff wollte. Es ist einfach einfacher – und das aber bei besserer Performance!

Raumschots

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Da ist wohl etwas schief gelaufen …

Doch nun zum Thema Raumschots: Bei der Sprinta gab es nur einen Spinnaker – das ist allein fast nicht zu machen und eigentlich braucht man idealerweise eine eingespielte Crew dafür. Dann der ganze Aufwand – Spischoten, Spibaum, Toppnant, Niederholer und was man sonst noch alles braucht. Und das Setzen und Bergen ist mit ungeübter Crew auch kein Spass. Halsen sind immer spannend und wehe, man vergisst wieder mal so Dinge wie Achter- oder Backstag. Das kann schnell mal zum Problem werden. Auf der Sprinta hatte der Spinnaker ca. 30qm und eigentlich bin ich trotz des Aufwands immer sehr gerne damit gesegelt und konnte mir ein Schiff ohne gar nicht vorstellen.

Endlos-Furler

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Gennaker von Doyle

Nachdem wir auf der BENTE den 67 qm Gennaker von Doyle OLEU zum ersten Mal gesetzt hatten, war ich sehr schnell davon begeistert, welche Performance das Segel hat und wie leicht es eigentlich zu setzen ist. Dennoch sind so viele qm auf wenig Vorschiff schwer zu bändigen und sehr schnell war klar, auch hier kann ein Endlos-Furler helfen (ich habe ja schon einen an der Fock) – oder ist das nur etwas für große Regattayachten? Egal, ich will es dennoch versuchen.  Also habe ich für den Gennaker auch einen Furler von Bartels bestellt und in wenigen Tagen war das vorkonfektionierte Teil da. Installation super einfach und nach den ersten Erfahrungen kann ich nur eins sagen – ich möchte nichts anderes mehr! Das gesamte aufgerollte Segel kann ich bereits im Hafen in aller Ruhe setzen, alle vorbereiten und los gehts. Kaum ergibt sich Chance, das Segel zu setzen (und er läuft bereits ab 60 Grad am Wind), Fock kurz einrollen und Gennaker an der Schot ausrollen. Und natürlich lassen sich Halsen damit auch sehr schnell und ohne Stress fahren. Segel einrollen, halsen, auf der anderen Seite ausrollen – fertig. Das geht wirklich innerhalb von Sekunden und ohne Backstagen oder Achterstag …

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Die beiden Endlos-Furler von Bartels

So schnell und einfach bin ich eigentlich nur früher auf dem Laser gesegelt. Für mich sind die Furler auch auf kleineren Schiffen wie der BENTE eine der besten Erfindungen.

Es ist doch unglaublich, wie sich hier die Möglichkeiten in den letzten 20 Jahren verändert haben. Auf der Sprinta war die Hälfte Segelfläche nur mit wesentlich mehr Händen und Aufwand vernünftig segelbar, heute geht das wirklich einfach mit einer wesentlich höheren Performance. Ehrlich gesagt, hatte ich mir einen so großen Unterschied nicht wirklich erwartet aber doch erhofft. Mal sehen, was die nächsten 20 Jahre bringen …

5 Antworten auf „To furl or not to furl – für mich keine Frage (mehr)“

  1. Es muss Dir vorkommen wie eine dritte Dimension, mit dem neuen Boot und den Segeln neuesten Stand. Danke das Du uns daran teilnehmen lässt. Herrlich auch das Foto mit dem falsch angeschlagenen Spi.
    Dir weiterhin unvergessliche Stunden auf dem Wasser.

    1. Da hast du allerdings recht – das ist wirklich ein Unterschied wie eine Dampflok zum ICE 😉

      Das Spi-Bild ist letztes Jahr am Chiemsee entstanden, ich glaube, die sind den halben See so gesegelt – aber lief auch …

  2. Moin,
    hast du den Furler schon bei mehr Wind ausprobiert? Da hab ich es bei anderen schon häufiger gesehen, das es Probleme gibt.
    Persönlich finde ich das bis so 90 – 100 qm alles ohne Probleme zu beherschen ist, auch alleine bzw. zu zweit, ohne Furler.

    //Fabian

    1. Servus Fabian,

      natürlich hast du recht, dass so ein Gennaker auch zu beherrschen ist – aber es ist schon sehr praktisch. Wir hatten gerade dieses Wochenende sehr drehende Winde und da war es schon cool – mal kurz ausrollen bzw. wieder rein, ohne große Hektik. Es ist einfach extrem praktisch.

      Soo viel Wind hatten wir bisher noch nicht, max. ca. 2 – 3 Bft. Aber bis jetzt klappt es sehr gut.

      Viele Grüße

      Thomas

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