Ausgegraben – Pfingsten 1978 rund Korsika Teil 2

… ich bin ja mittlerweile auch öfters mit Charterschiffen unterwegs, durfte schon die Karibik, Seychellen und öfters Kroatien unsicher machen. Schon interessant, wie sich die Ansichten verändern.

Teil 1 ist ja schon online, hier Teil 2 …


Bericht über eine Segelreise von St.Raphael – rund Korsika – und zurück

Charterboot “ Gin Fizz

Pfingsten 1978

Round Korsika 1978

18. Mai 1978

Gegen 11:00 sind die Wehwechen behoben und wir segeln weiter Richtung Süden. Mit achterlichem Wind machen wir eine tolle Fahrt entlang der Felsenküste. Zum erstenmal haben wir Gelegenheit, den gewaltigen Spinnaker zu setzen. Wir hätten bei diesem Wind am gleichen Tag bis nach Bonifacio segeln können, wenn nicht auf der Höhe von Campomoro der Wind schlagartig um 180° gedreht hätte und uns nun mit voller Wucht ins Gesicht bläst. Den Spinnaker bringen wir noch rechtzeitig herunter und es bleibt uns nichts anders übrig als umzukehren. Bonifacio hätten wir bei Tage nicht mehr erreicht und bei Nacht erschien es zu gefährlich in einen fremden Hafen einzulaufen, zumal die Ansteuerung von Bonifacio aus Kreuzkursen heraus nicht ganz einfach ist. Also laufen wir vor dem Wind zurück bis nach Propriano. Gegen 20:00 erreichen wir die Bucht,

Das schlechte Wetter läßt Propriano noch häßlicher erscheinen als es vermutlich sonst ist. Da die Bucht aber sehr tief in’s Land hineinreicht, liegen wir sehr ruhig am Steg und vor der obligaten Grundkette. Nach einem sehr mäßigen Essen in einem dafür teuren Bistro, können wir von Fischern noch einige Fische kaufen – zu Apothekerpreisen.

19. mai 1978

Es hält uns also nichts in Propriano so daß wir bereits um 08:00 auslaufen und den zweiten Anlauf Richtung Bonifacio beginnen. Mit einer herrlichen Backstagsbrise rauschen wir mit 8 bis 9 kn nach Süden und erreichen etwa 17:30 Bonifacio. Es ist schon ein Erlebnis in diese herrliche Bucht einzulaufen, vorbei an der Madonnetta. Die beiden Höhlen in den Kreidefelsen bieten eine gute Navigationshilfe bei Tag. Bei Nacht und bei dem herrschenden Starkwind sind schon gute Ortskenntnisse notwendig und ich bin froh daß Werner sich auch hier auskennt und wir uns für die Ankunft bei Tage entschieden haben. Im hintersten Winkel der tiefen Bucht liegen wir trotz des sehr starken Windes ruhig, auch wenn der Flugsand unangenehm ist.

Zur Abwechslung haben wir nun Salzwasser im Boot, welches wie ein Brünnlein aus der Stopfuuchse der Motorwelle rinnt. Trotz Samstagnachmittag gelingt es einen Mechaniker aufzutreibender den Schaden behebt. Ein Anruf bei der Charterfirma in St. Raphael benötigt etwa 2 Stunden. In der Zwischenzeit haben Thomas und ich geduscht. Dies war wohl die teuerste Dusche, die wir jemals genommen haben. Sage und schreibe DM 35,00. Dazu muß man wissen, daß ein kleines Schild besagt, daß duschen „only for Members“ möglich ist. Also wer duschen will, wird automatisch Mitglied im ‚Yachtclub Bonifacio‘. Beitrag: DM 30,00.

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Ja, man lernt nie aus. Der Hafenkapitän war ein Original für sich und sein ‚Englisch‘ eine ganz neue Erfahrung für Thomas, der bisher dachte, dass das, was er im Gymnasium gelernt hat, Englisch wäre.

Bonifacio ist es wert, in einem Tag erkundet zu werden. Eine schier uneinnehmbare Festung, die wohl auch die Tradition der rebellischen Korsen widerspiegelt. Nach einem Ruhetag geht es also weiter am

21. Mai 1978

Unter Fock und Besan durch die Straße von Bonifacio in Richtung Osten und dann Nord. Die Küste von Sardinien ist im trüben Wetter nur schwach zu erkennen, aber wir haben wieder eine kräftige Brise und auch noch aus der richtigen Richtung. Nach ca. 45 Meilen bei 20 kn Ostwind erreichen wir, vorbei an leeren Feriensiedlungen ,gegen 1830 Porto Vecchio. Die starke Bewölkung läßt auch diesen Ort nicht besonders einladend erscheinen. Die Landschaft verändert sich jedoch stark. Während uns an der Westküste eigentlich nur Felsformationen der unterschiedlichsten Färbung begleiteten, öffnet sich auf der Ostseite das Land und zeigt(daß Korsika nicht nur aus Felsen besteht. Außer der üblichen Einkaufstour bietet Porto Vecchio nicht viel und so geht es nach einer ruhigen Nacht am nächsten Tag, also am

22. Mai 1978 weiter nach Norden.

Eine sehr schnelle Fahrt mit bis zu 10,5 kn, und Wellenhöhen von 4 Meter bringt uns nach Campoloro, welches wir gegen 19:30 erreichen. Das Liegen im fast leeren Hafen kostet DM 35,00 pro Nacht. Aber duschen ist hier wesentlich billiger als in Bonifacio – nur 35,00 FFr muß man bezahlen, dafür strotzen die Duschräume vor Dreck und das Wasser ist eiskalt. Für alles werden wir jedoch entschädigt, nachdem wir dank Werners Ortskenntnissen am Strand einen mehr als schäbigen Holzschuppen auftun, in dem es aber gemütlich warm ist und in dem die wirklich beste Pizza der Welt gemacht wird. Pro Mann 2 Pizzas und einige Schoppen Landwein ergeben einen erlebnisreichen Abend.

Langsam müssen wir daran denken, wieder rechtzeitig in St. Raphael zu sein und so bleibt am nächsten Tag, auch ohne Wind, nichts anderes übrig als nach Maginaccio unter Motor auszulaufen.

23. Mai 1978

Um 17:45 erreichen wir endlich Maginaccio, unseren letzten Hafen in Korsika vor dem Sprung zurück nach Frankreich. In Maginaccio angekommen, erleben wir einen für diese Jahreszeit relativ vollen Hafen.

Hier sehen wir auch die Württemberger wieder. Mittlerweile herrscht dort aber Funkstille an Bord. Keiner spricht mehr mit dem anderen.

Warum der Hafen so stark frequentiert ist erklärt sich bald; Auf der Westseite des nördlichsten Teiles von Korsika tobt ein ausgewachsener Sciroccosturm. Das heißt auch für uns, daß der Wind genau aus der falschen Richtung bläst, nämlich von Nord-West. Wir nehmen also unseren Reservetag und warten auf bessere Zeiten. Gegen diesen Sturm bis nach St.Raphael aufzukreuzen ist nicht zu machen. Die Alternative wäre hoch am Wind Richtung Genua und dann nach Westen. Nach einem weiteren Tag müssen wir uns also entscheiden.

Bei der Truppe ist die Stimmung sehr gedämpft – hatten sie doch die Überfahrt nach Korsika noch nicht vergessen. Werner und ich entschließen uns also auf jeden Fall auszulaufen. Wir sind auf eine harte Tour vorbereitet.

24. Mai 1978

Als wir aber die Nordspitze von Korsika erreichen, stellen wir festdaß der Wind total eingeschlafen ist und nur noch eine unangenehme Dünung geht. Also den Perkins an und Kurs Monaco.

So vergeht eine lange Nacht ohne Wind dafür mit viel Lärm. Der Crew ist’s sicher so lieber.

25. Mai 1978

Es hat schon etwas erhebendesim Morgengrauen in den Hafen von Monte Carlo einzulaufen und neben der High-Society festzumachen. Zu unserer großen Uberraschung … und von Korsika gewarnt, ist der Liegeplatz kostenlos und ein Bad im weltberühmten Freibad an der Schikane der Formel 1 Strecke ein Genuß.

Daß wir dann in der Nähe des Grimaldi-Schlosses auch noch gut und verhältnismäßig preiswert essen können, versöhnt uns mit vielem fanzösischem wieder.

26. Mai 1978

Am nächsten Tag, unter Motor, vorbei an Nizza, entlang der Cote Azur, begleitet von einem Schwarm Delphine, nach St. Raphael ist nur noch Formsache. Ganz zu schweigen von-Captain’s Dinner: Sauerkraut mit Zwiebel und Knoblauchgemüse.

Die Rückgabe des Bootes und der Kaution klappen ohne Probleme. Haben wir es doch besser und sauberer zurückgegeben, als wir es übernommen haben. Übrigens, die Württemberger waren bereits vor uns zurückgekommen. Sie haben sich unterwegs so gestrittendaß sie nicht einmal mehr zusammen nach Hause gefahren sind. Gott sei Dank gab es bei uns solche Probleme nicht und so sitzen wir bereits am nachmittag in Fussach in der Fischerhütte beim Schnitzel.

Hinter uns liegen 12 unvergeßliche Segelttage

Warum hat der Herr  die See’n und die Meere so weit gemacht:

Damit nichjeder Lumpenhund, mit denen die Erde so reichlich gesegnet, uns beiden dort draussen begegnet 

by Heribert Eggert


„Unsere“ Gin Fizz war dann noch viele Jahre am Bodensee bei einer Charterfirma. 1999 bin ich selbst damit eine Woche am Bodensee unterwegs gewesen.

Hier gehts zu Teil 1

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